Was eigentlich nur ein Experiment, ein “Ich-schau-mal-wies-mir-dabei-geht”, hätte werden sollen, begleitet mich jetzt schon seit einem Jahr durch mein Leben. Ich ernähre mich jetzt seit einem Jahr fleischlos – und könnte nicht glücklicher über meine Entscheidung sein. Aber zurück zum Anfang.
Meine Entscheidung
Vor gut einem Jahr hab ich beschlossen, dass ich so, wie bisher, nicht mehr weitermachen möchte. Ich hab dem Überkonsum den Kampf angesagt, hab angefangen, Plastik zu reduzieren und mich immer mehr mit einem nachhaltigeren Lebensstil angefreundet. Auch heute, ein Jahr nach meiner Entscheidung, bin ich noch lange nicht dort, wo ich gerne wäre – aber auf jeden Fall schon einmal weiter, als ich einmal war. Für mich hat sich Fleischkonsum einfach nicht mehr mit meiner neu gefassten Entscheidung, dem Planeten etwas Gutes zu tun, vereinbaren lassen, weshalb ich kurzerhand beschlossen habe, mich auf unbegrenzte Zeit lang fleischlos zu ernähren. Eigentlich wollte ich Ausnahmen machen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, kein Fleisch mehr zu essen – aber bis auf einmal unabsichtlich, sind diese Ausnahmen ausgeblieben.
Ich war zwar nie so der klassische Fleischtiger (ich habe mich ja in meiner Jugend schon zwei Jahre lang vegan und zwei Jahre lang vegetarisch ernährt), aber gerade, als ich angefangen habe, fortzugehen und auch in meiner Fitnessphase, hat mir Fleisch immer besser geschmeckt. Durch unzählige Dokumentationen in meiner Vegan-Phase hab ich zwar gewusst, wie schlecht Fleischkonsum für mich selbst und für die Umwelt ist, hab das dann aber immer ausgeblendet. Bis vor einem Jahr – als ich mich dazu entschlossen habe, mich ein paar Wochen, Monate, ja vielleicht sogar ein Jahr fleischlos zu ernähren.
Ein Jahr fleischlos
Heute, ein Jahr später, kann ich mir schon fast nicht mehr vorstellen, täglich oder mehrmals die Woche Fleisch zu essen. Bei etwaigen Diskussionen mit Fleischessern hört man so oft den Satz “Also ich esse ja eh nicht täglich Fleisch, vielleicht einmal in der Woche!” – aber in Wahrheit essen wir alle viel öfter Fleisch als wir vielleicht denken oder zugeben wollen. Ja auch bevor ich mein fleischloses Jahr begonnen habe, hab ich mir immer gedacht, ich esse vielleicht einmal die Woche Fleisch. Blödsinn! Zu Mittag immer mal wieder Schinken zum Hüttenkäse dazu, am Abend Burger, Lasagne, oder Hühnergeschnetzeltes, on the go schnell mal ein Weckerl mit Wurst. Ja, auch wenn man nicht der klassische “Schweinsbraten- und Tafelspitz- Mensch” ist, kommt in einer Woche schon eine ganze Menge an Wurst- und Fleischwaren zusammen, die man vielleicht sogar ganz unbewusst zu sich nimmt. Und das ist auch okay so.
Ich war noch nie – weder, als ich mich vegan ernährt habe, noch jetzt, nach meinem “Ein Jahr fleischlos – Projekt”, jemand, der andere zu missionieren versucht. Ich glaube, dass jeder so etwas für sich selbst herausfinden muss. Hätte man mich vor zwei Jahren zwanghaft dazu überreden versucht – ich wäre sicher nicht auf die fleischlose Ernährung umgestiegen. Erst, seit ich mich selbst wieder mehr damit befasst habe, und offen für die Veränderung war, hat sich bei mir der Schalter umgelegt. Und das ist genau der Punkt, den ich immer zu vermitteln versuche. Klar kann man anderen Menschen, wenn sie daran interessiert sind, den eigenen Standpunkt klar machen und versuchen ihnen die Augen zu öffnen. Aber niemand, der nicht offen dafür ist, wird aufgrund von Erzählungen und Missionierungsversuchen seine Meinung und sein Verbraucherverhalten ändern.
Ich fühle mich…
Nach (m)einem Jahr fleischloser Ernährung fühle ich mich fit. Ich weiß nicht, ob ich mich fitter fühle, als vor einem Jahr – aber schlechter fühle ich mich auf keinen Fall. Vielleicht hat die Tatsache, dass ich mich so gut, lebendig und gut gelaunt fühle, auch weniger damit zu tun, dass ich kein Fleisch mehr esse, sondern viel mehr mit der Grundeinstellung, die damit einhergeht. Seit sich bei mir der Schalter umgelegt hat und ich selbst achtsamer lebe, nehme ich die kleinen, schönen, Dinge des Alltags viel bewusster wahr. Ich erfreue mich an Dingen, denen andere Menschen zum Teil gar keine Beachtung schenken würden und starte jeden Morgen mit gutem Gewissen in den Tag. Meine Blutwerte sind gut, ich bin fit genug um jeden Tag Yoga zu machen und wachse jeden Tag ein Stückchen über mich hinaus. Das liegt sicher nicht zur Gänze am kein-Fleisch-mehr-essen, sondern vielmehr an der Verantwortung, die ich selbst an unsere Umwelt und das Leben generell verspüre. Ich will jeden Tag in unserer wunderschönen Natur genießen und will so wenig Schaden wie möglich auf unserem kleinen blauen Planeten verursachen – sei’s durch Plastikverschmutzung, Fast Fashion oder eben Fleischkonsum. Ich will Gutes tun – und bin verdammt glücklich, dass ich diesen Schritt vor einem Jahr wieder gewagt habe.
6 Kommentare
[…] als ich noch Fleisch gegessen habe, war ich kein großer Fan von “richtigem” Fleischgeschmack. Braten, Steaks, Gulasch […]
Danke für den tollen Artikel. +1!
Liebe Angie,
schön, dass es dir mit deiner Entscheidung so gut damit geht.
Ich war schon immer ein wenig kleinlich was Fleisch betrifft. Wurst, Käse, etc mochte ich noch nie ^^ Da meine Eltern auch sehr aus gesunde Ernährung und Qualität achten, gabs meistens nur mal am Wochenende was mit Fleisch :) Mittlerweile esse ich noch ab und zu mal Hühnchen, aber auch nur weil meine Eltern da etwas an mich hinnörgeln, da mein Eisengehalt momentan etwas im Keller ist :/
Da mir Fleisch nicht so gut schmeckt, denke ich, dass ich keine Probleme mit dem Verzicht hätte :)
Liebe Grüße,
Nina
[…] diese Woche einen Beitrag veröffentlicht, der mir sehr am Herzen gelegen ist – über’s Fleisch essen, beziehungsweise darüber, dass ich mich jetzt seit einem Jahr wieder fleischlos ernähre. In dem […]
Hallo Angie,
ich ernähre mich seit November letzten Jahres vegetarisch und es war eine der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe. Am Anfang und auch jetzt noch (jetzt ist mir nur der Unterschied nicht mehr ganz so stark bewusst) fühlte ich mich, wie du es auch beschrieben hast, einfach fitter und gesünder. Außerdem hat sich in diesem Zuge auch meine Lebenseinstellung allgemein zum Thema Umwelt geändert und ich behaupte mal, dass der ökologische Fußabdruck, den ich heute hinterlasse, sehr viel kleiner ist als der vor einem Jahr. Allerdings muss ich echt noch daran arbeiten nicht, wie du es gesagt hast, nicht dauernd zu versuchen andere Leute “zu missionieren”. Denn das hat in meiner Familie und in dem Teil von meinen Freundeskreis, der Fleisch konsumiert, doch schon des Öfteren zu Diskussionen und auch kleineren Streitereien geführt.
lg Lena :)
Oh Angie, der Beitrag ist toll geschrieben! <3
Kann mich da voll und ganz reinversetzen, bei mir hat das damals auch eher als ein kleines Experiment gestartet und jetzt essen ich auch schon fast 2 Jahre kein Fleisch mehr (ich habs in der Zeit trotzdem 1-2 mal noch gekostet aber ich muss sagen, mir geht wirklich nix ab :)) Das mit dem fitter fühlen kann ich auch nicht sagen, aber wie du sagst schlechter geht's mir auch auf keinen Fall dabei :)
Ganz liebe Grüße,
Sophie