Wenn ich eines nicht mag, dann sind es Menschen, die sich ständig nur selbst bemitleiden. Klingt jetzt böser, als es ist, aber ich verstehe solche Menschen einfach im ersten Moment nie – aus dem einfachen Grund, dass ich in der Hinsicht, glaub ich, das genaue Gegenteil bin. Ich versuche immer, etwas Positives in jeder Situation zu sehen, jeden Tag zu nutzen und zu schätzen, auch wenn er nicht so gut beginnt, und auch in der schlimmsten Situation irgendeinen kleinen Funken Hoffnung zu finden. Ich bin einfach der festen Überzeugung, dass man sich das Leben nicht selbst schwer machen sollte – vor allem nicht schwerer, als es in Wirklichkeit ist.
Ich bin gerade mit einem guten Freund von mir bei einem Kaffee gesessen. Ein Freund, den ich eigentlich als sehr positiven und optimistischen Menschen beschreiben würde – eigentlich. Besagter Freund hat sich vor kurzem körperlich verletzt und ist jetzt, verständlicherweise, aufgrund dieser Verletzung ziemlich genervt und angefressen auf alles und jeden. Ehrlich gesagt war ich früher auch so und hätte ganz genauso reagiert. Wenn ich mich verletzt habe, war ich erstmal böse auf mich selbst und die ganze Welt und wär am liebsten den ganzen Tag daheim herumgelegen und wär jeden angegangen, der sich auch nur traut mich anzureden. Aber warum eigentlich? An der Situation, dass ich mich verletzt habe, kann ich erstmal sowieso nichts ändern – warum dann nicht einfach das Beste aus der Sache machen?
Ein aktuelles Beispiel von mir selbst. Vor einer Woche hab ich mir einen Nerv/Muskel im Rücken eingeklemmt und hab seitdem Schmerzen. Die Schmerzen sind nicht unerträglich, aber so, dass ich nicht trainieren kann und Schmerzmittel nehme. Davor hab ich über 20 Tage lang ohne Pause jeden Tag trainiert – Freeletics, oh wie ich es im Moment liebe! Das Training fällt jetzt schon seit bald einer Woche flach, was mich natürlich auch stark im Training zurückwirft und einfach nervt. Aber ich kann den Fakt, das ich mich verletzt habe, sowieso nicht ändern. Ich kann also jetzt entweder negativ und genervt durch die Welt gehen oder aber versuchen, das Beste aus meiner Situation zu machen. Statt zu trainieren, arbeite ich mehr, sodass ich, sobald es mir wieder gut geht, mehr Zeit zum Trainieren habe. Ich gehe mit Pippa draußen spazieren, was mich unheimlich glücklich macht, ich aber jetzt lange Zeit auch sehr vernachlässigt habe, weil ich vom Training immer ziemlich fertig war. Ich versuch einfach der negativen Energie keinen Platz zu geben, weil es in Wahrheit halt einfach wirklich nichts bringt. Ich kann die Situation so und so nicht ändern, und daran versuch ich mich einfach immer zu erinnern, wenn irgendein Funken negativer Gedanken aufkommt.
Aber wieder zurück zu besagtem Freund. Dadurch, dass er durch die Verletzung schlecht gelaunt ist, sieht er auf einmal auch viele andere Dinge negativer, als sie in Wahrheit sind, beziehungsweise redet sich Dinge selbst schlecht. Zum Beispiel wird der spannende Teil einer Serie schon inmitten einer Staffel aufgelöst, was ihn mächtig stört und eigentlich ist er so genervt, dass ihn der Rest der Serie nicht mehr interessiert, weil ihn nur dieser eine Teil so gefesselt hat. Aber er schaut es trotzdem zu Ende, und regt sich bei jeder Folge erneut darüber auf, dass es jetzt einfach nicht mehr so spannend ist. Genau das ist auch der Aspekt, den ich an den sogenannten „Hatern“ immer kritisiere. Ich habe absolut nichts gegen konstruktive Kritik und niveauvolle Diskussionen, aber wenn jemand alles, was Person X macht, prinzipiell scheiße und peinlich findet, warum schaut man sich dann jeden Tag an, was Person X macht – um sich darüber noch mehr aufzuregen und noch mehr negative Energien anzuziehen?
Warum schaut man eine Serie zu Ende, nur des „zu-Ende-schauens“ wegen, obwohl man jeden Abend aufs Neue genervt davon ist? Warum beschäftigt man sich mit Dingen, die einen hinunterziehen, anstatt mehr Energie den positiven Dingen zu widmen? Warum trifft man sich mit Menschen, die man eigentlich nicht treffen will und führt Konversationen, die man eigentlich nicht führen will? Warum ist man an Ort A, obwohl man eigentlich gerade lieber an Ort B wäre? Und warum macht man sich das Leben selbst einfach manchmal so viel schwerer, als es sein muss?
Natürlich gibt es Verpflichtungen, die man einzuhalten hat und Dinge, die man sich zu Herzen nehmen sollte und die man nicht einfach kommentarlos abschreiben sollte. Es gibt aber auch genügend Dinge, die man sowieso nicht ändern kann, und die man allein aufgrund dieser banalen Tatsache, einfach nicht zu nahe an sich ranlassen sollte – zum Beispiel das Wetter. Oh gott, wie es mich manchmal belustigt, wenn Menschen sich minutenlang über das Wetter aufregen oder sich davon die Stimmung verderben lassen. Das Wetter ist, gottseidank (!), eines der einzigen Dinge, das wir Menschen nicht beeinflussen können und auch (hoffentlich) nie beeinflussen können werden. Vielleicht wird es morgen regnen, vielleicht scheint auch die Sonne – wie auch immer, weder du, noch ich, können es direkt beeinflussen und sollten uns nicht aufgrund einer so banalen Sache, wie dem Wetter, die Stimmung verderben lassen. Wenn’s regnet, schmeiß dich doch einfach in deine witzigste Regenjacke, pack den Freund und Hund ein, und fahr in den Wald – genieß den Regen, genieß es, durch die nassen Blätter zu stapfen, und genieß es, dich danach mit Freund und Hund vor dem Kamin einzukuscheln. Und morgen scheint vielleicht eh wieder die Sonne, und du kannst die Dinge machen, die du dir eigentlich für heute vorgenommen gehabt hättest.
Macht es nicht viel mehr Spaß, jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt, spontan zu sein, und negativen Dingen keinen Platz zu geben? Einfach das Leben, und sich selbst, nicht so ernst zu nehmen? Auch bei mir hat’s lange gedauert, bis ich das verstanden habe – aber seitdem lebe ich dieses Prinzip.
Statt sich also das nächste Mal darüber aufzuregen, wenn die alte Oma mal wieder ewig lange über die Straße braucht, einfach lächeln und nochmal den Lippenstift im Autospiegel checken. Mit anschreien oder aufregen würdest du nur der alten Dame ein schlechtes Gefühl geben und ihr den Tag vermiesen – was deinen Tag aber nicht besser machen würde. Macht das für dich also Sinn? Macht es Sinn, anderen Menschen ein schlechtes Gefühl zu geben, nur um seine eigenen Aggressionen loszuwerden?
Ich sage mir immer, dass ich nicht weiß, warum es Person X so geht, wie es ihr eben geht, oder Person Y so ausschaut, wie sie ausschaut. Ich weiß es nicht, habe also auch kein Recht darüber zu urteilen. Ich greife nur ein oder sage etwas, wenn es mir selbst weiterhilft und ich dadurch bessere Laune bekomme – niemals würde ich aber etwas sagen, nur um eine andere Person schlecht zu machen. Ich verurteile niemanden, bevor ich nicht selbst in deren Haut gesteckt habe und erlebt habe, was diese Person erlebt hat – und genau das würde ich euch auch raten. Jeden Menschen zu respektieren, jede Situation, die ihr eh nicht ändern könnt, so hinnehmen, wie sie kommt, und euch manche Dinge einfach nicht so zu Herzen nehmen. Ich versprech euch, es wird euer Leben erleichtern, und ich hoffe ihr kommt dadurch an den Punkt, an dem auch ihr anfangt, euch das Leben nicht selbst schwer zu machen – oder zumindest nicht schwerer, als es in Wirklichkeit ist.