Hat ein Mensch immer zwei Seiten? Wie ein Schokoladenkuchen in Kastenform? Oder gar mehrere, wie ein Buch? Und wenn ja, wie wird bestimmt, welche Seiten zum Vorschein kommen, welche Seiten überwiegen, und welche vielleicht für immer verborgen bleiben?
Ich kann an dieser Stelle nur für mich sprechen, aber ich passe in keine Kastenform mit nur zwei Seiten. Ich pass nicht einmal in eine 24er Muffin Form. Durch Instagram kennt ihr fast nur den blonden Sonnenschein, der ich meistens bin, auf meinem Blog habt ihr schon mehrere Facetten kennenlernen dürfen – andere Seiten an mir. Den Menschen mit den Zukunftsängsten, mit der Angst vor Terror, den ernsten Menschen und den kritischen, wenn ich über Dinge schreibe, die mir nicht gefallen – die Seiten an mir kennt ihr. Aber kennt ihr auch das paranoide Mädel, das sich bei Dunkelheit draußen am Nachhauseweg alle 3 Sekunden umdreht? Die Einfühlsame, die für so ziemlich jedermann immer eine Schulter zum Anlehnen übrig hat? Die Genervte, wenn ein Kleinkind in der Bim einmal zu oft schreit? Die, die sich zu leicht ablenken lässt, und sehr oft nur mit halbem Ohr zuhört? Die gute Freundin, die ihrem Freund jeden Tag frisch kocht und bäckt? Die schlechte Freundin, die ihre Prioritäten viel zu oft nicht zu Gunsten ihres Freundes setzt? Die Gutgläubige, die sich aus Naivität zu leicht ausnutzen lässt? Die Faule, die gern die Welt verändern würde, aber noch lieber länger im Bett liegen bleiben würde? Die Perfektionistin, für die’s nur alles oder nichts gibt? Die Ungeduldige, die wenn etwas nicht ihren Vorstellungen entspricht, das ganze Vorhaben am liebsten gleich ganz abbrechen würde?
Ich weiß wir neigen dazu uns, ganz besonders auf Social Media, nur so zu präsentieren, wie wir gerne hätten, dass andere uns sehen. Ich zeige euch meinen Arbeitsplatz nur, wenn er frisch aufgeräumt und dekoriert ist, und nicht, wenn sich der Müll und die Zettelwirtschaft darauf nur so stapeln. Ich zeige euch nur die Seiten von mir, die ich auch will, dass ihr seht. Ich zeige mich so, wie ich will, dass ihr mich seht – und viele Seiten an mir gehen dabei unter. Aber ist es nicht unglaublich schade, sein Facettenreichtum, aus Angst, was andere von einem denken könnten, verbergen zu wollen? Heißt es nicht gerade Facettenreichtum, weil es einen selbst, und seine Umwelt, bereichert? Ich bin ein glücklicher und freundlicher Mensch, aber eben nicht 24 Stunden am Tag. Warum versuch ich also die eine Stunde am Tag, in der ich anders bin, zu unterdrücken und vor der Öffentlichkeit zu verbergen? Warum bin ich nicht ganz ehrlich zu euch?
Wahrscheinlich ist es normal, immer nur seine Schokoladenseiten präsentieren zu wollen. Warum sollte ich auch riskieren, dass ihr vielleicht schlecht von mir denkt, wenn ich euch erzähle, dass ich das schreiende und nörgelnde Kind im Zug letztens, als ich am Laptop arbeiten wollte, am liebsten kopfüber aus dem Zugfenster gehängt hätte, damit es aufhört zu schreien. Stattdessen versuche ich alle negative Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen und schreib im nächsten Moment auf Social Media, wie sehr ich mich darüber freue, dass die Sonne scheint, ich gerade mein erstes Eis gegessen hab und ich heute meinen ersten freien Tag seit langem hab – juhu! Und daran ist ja auch nichts falsch. Ich lüg nicht, wenn ich euch das erzähle, ich verschweig nur einfach einen Teil meiner Gedanken, einen Teil der Wahrheit. Weil ich einen Teil meiner Gedanken trotz ständiger Onlinepräsenz trotzdem für mich behalten darf, weil ich selbst entscheiden kann, was ich preisegebe und weil ich selbst entscheiden kann, wer ich bin.
Auf Social Media zeig ich euch die Seiten an mir, die ich es wert finde, zu zeigen. Die Seiten, auf die ich stolz bin. Die Seiten, die mich glücklich machen und die Seiten, bei denen ich auch weiß, dass sie anderen helfen und andere glücklich machen. Ich vertrete sehr stark die Meinung, dass allein wir selbst entscheiden, welche Seiten wir an uns selbst bestärken wollen, und welche wir lieber unter’n Teppich kehren. Ob gute Laune oder schlechte, ob Optimist oder Pessimist, ob Held oder Verbrecher, ob Macher oder Träumer, ob gut oder böse, entscheiden ganz allein wir. Ob gut oder böse. Ich entscheide mich für gut.
Zu dem heutigen Blogpost inspiriert hat mich der Blogpost meiner lieben Jules, die wiederum ich mit meinen Worten inspiriert habe. Ich hätte aber nie gedacht, dass meine Worte so viele Gedanken auslösen – in dem Sinne: Schau ma mal, ob sie auch euch bewegen.
9 Kommentare
[…] Weise irgendwann in gleichem Ausmaß zurück bekommen. Und auch hier kann ich, wie schon in meinem Mittwochstratsch der Woche, nur sagen – ich entscheide mich für die gute […]
Für mich ist dein Beitrag einfach nur pure Inspiration ♥ Er regt mich zum Nachdenken an und ich frage mich, warum wir uns in den Social Media Communities eigentlich immer nur auf eine ganz bestimmte Art und Weise präsentieren dürfen. Kein Mensch ist perfekt und das wissen wir alle. Dennoch würde auch ich nur die Seiten von mir präsentieren auf die ich stolz bin.
Liebe Grüße
Kathleen von http://kathleensdream.de/
Ach Kathleen, danke dir für die netten Kommentare immer! Ich würde mich freuen, auch mehr Seiten von dir zu sehen! :)
Toll geschrieben Angie! Ich glaube wir alle teilen immer nur einen Teil unserer Gedanken auf den Social Media Kanälen oder dem Blog – es gibt ja auch irgendwie für alles seinen Platz. Auf Instagram teilen wir zum Beispiel die schönen Momentaufnahmen des Lebens, auf dem Blog darfs dann wieder etwas mehr in die Tiefe gehen. Und zwischen all den anderen Dingen gibts dann ja auch noch die Gedanken, die nur für uns alleine bestimmt sind :) Das find ich auch gut so, denn wie du schon sagst – man präsentiert die Seiten, von denen man denkt, dass sie anderen helfen können und lässt die unwichtigen Dinge (wie ein schreiendes Kind, das einen nervt) einfach weg. Achja und mich hast auf jeden Fall zum Nachdenken bewegt mit deinen Worten :)
Alles Liebe
Lisa von http://www.lililovely.com
Ach Lisa, danke dir ffür deine netten Kommentare immer – ich freu mich sehr!:)
Ein wirklich toller Post! Danke für die Worte ☺️
Bitte gerne! :)
Ganz interessanter Beitrag!
Ich finde gerade übers Internet muss man nicht die ganzen Facetten seiner Persönlichkeit preisgeben. Und auch im wahren Leben öffnen sich viele nur vor wenigen Leuten komplett. Von “außen” sieht man halt oft nicht ins Innere eines Menschen…und oft spielen sich dort ganz andere Dinge als vermutet ab.
Aber im Endeffekt muss jeder für sich selbst entscheiden, wie viel er/sie von seiner Persönlichkeit nach außen preisgeben möchte ;)
Liebe Grüße,
Susi von http://www.love-lift-run.com
Du sagst es und ich find’s grad besonders schön, dass man sich entscheiden kann, wer man sein mag! :)