Irgendwie bin ich gerade an einem Punkt, an dem ich nicht so recht weiß, was mit mir los ist. Ich fahr super gerne weg, freu mich aber am Ende meiner Reisen immer schon wieder sehr auf daheim. Bin ich dann daheim, bin ich sehr froh darüber und denk mal ein paar Tage nicht ans Fortfahren. Und dann eine Woche später halt ich’s daheim, egal ob Krems oder Wien, schon wieder nicht aus und ich plan die nächste Reise. Ich weiß nicht, ob man das noch als Wanderlust bezeichnen kann, oder als ich-will-einfach-nur-weg-und-lauf-davon-vor-allen-Verpflichtungen.
Jetzt ist’s etwa ein Monat her, dass wir von Portugal zurückgekommen sind, drei Wochen, dass unsere Tage in Salzburg vorbei sind – und der Drang, wieder wegzukommen, die Wanderlust, ist gerade größer denn je. Und irgendwie muss ich mir, glaub ich, eingestehen, dass ich gerade ein Problem damit habe, an nur einem Ort zu sein.
Ich weiß, dass ich meine Base hier in Krems behalten und aufbauen will. Ich liebe die Wachau, ich bin super gerne hier, Krems ist die lebenswerteste Stadt in ganz Österreich (also wirklich, nicht nur so gesagt) und eigentlich geht’s uns hier in Österreich auch so gut, wie kaum wo auf der Welt. Aber trotzdem halt ich’s gerade einfach nicht mehr länger nur hier aus.
Mitte bis Ende des nächsten Semesters werde ich mein Bachelorstudium abschließen – und dann, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass ich für ein paar Monate ins Ausland gehen werde um Praktikumserfahrung sammeln zu können. Am liebsten würde ich nach München gehen. München ist für mich ein bisschen raus aus der Komfortzone, aber nicht so ganz. Ich hab in München Verwandte, bin regelmäßig dort, hab dort Freunde, kenne Leute und die Stadt selbst gehört zu meinen absoluten Lieblingsstädten. Vielleicht trau ich mich aber doch drüber, und es wird etwas ganz was Anderes. Zum Beispiel Bonn, Berlin, Hamburg, Amsterdam, oder London.
Ab nächstem Jahr ist’s dann nämlich zum ersten Mal, seit ich denken kann, so, dass mich nichts fix an eine Stadt bindet und ich frei entscheiden kann, was, und vor allem wo, ich weitermache. Ich habe kein Studium mehr, für das ich anwesend sein muss, keine Schule, die mich an einen Ort bindet. Und ja vor diesem Moment, wenn ich zum ersten Mal wirklich eigenständig und unbeeinflusst entscheide, was ich machen will, hab ich jetzt schon ziemlich Angst – oder vielleicht nicht Angst, sondern eher großen Respekt.
Klar hab ich Angst, die Menschen, die ich so liebe und brauche, zurückzulassen und in einer neuen Stadt, ohne bekannte Gesichter, zu leben. Werden die Freundschaften, wenn ich zurückkomme, noch so sein wie jetzt? Wird sich in der Beziehung zu meinem Freund etwas geändert haben?
Aber ich glaub in so einer Situation muss man einfach lernen, Vertrauen zu haben. Vertrauen, dass die Basis, die man in einer Beziehung oder Freundschaft bis jetzt gelegt hat, ausreicht, dass auch Distanz einen nicht voneinander trennen kann.
Viele meiner engsten Freunde, eigentlich die meisten, sehe ich auch jetzt, während wir in der gleichen Stadt leben, nicht so oft. Sobald man einmal studiert, oder gar arbeitet, lebt einfach jeder sein eigenes Leben – und man lernt die Zeit, die man nur für sich nutzen kann, immer mehr zu schätzen. Anders als während der Schulzeit verbringt man nicht mehr jeden Tag miteinander – und das ist auch mehr als okay so. Wann immer ich Freunde, die ich schon jahrelang habe, wiedersehe, ist es, als wären wir keinen Tag getrennt gewesen. Und das ist der Punkt, der für mich gute, stabile Freundschaft ausmacht. Bestes Beispiel dafür ist meine Schwester. Wir sind seit etlichen Jahren geographisch weit voneinander entfernt. Sie lebt aktuell in New York, ich in der Nähe von Wien. Sechs Stunden Zeitverschiebung machen auch das in Kontakt bleiben manchmal schwierig. Und trotzdem ist sie nach wie vor der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich der wichtigste in ihrem. Und ich weiß auch, dass das immer so sein wird. Weil Distanz in Wahrheit einfach gar nichts bedeutet, wenn jemand einem die Welt bedeutet.
Aber gut, zurück zum Wesentlichen. Also erstmal weg. Jetzt erst einmal für kurz. Ab 1. September, also freitags, gehe ich mit Pippsi ein Stück wandern. Nur wir beide, nur spazieren, in der Natur. Ursprünglich war geplant von Melk bis Tirol – jetzt hab ich leider aber so viele Termine im September reinbekommen, dass sich nur 6 Tage ausgehen. Also von Sankt Valentin über Steyr, Schlierbach, Gmunden, Bad Ischl und Fuschl bis zum Salzburger Bahnhof. Und von dort dann mit dem Zug wieder heim. Etwa 170 Kilometer in 6 Tagen – das letzte Mal so richtig wandern war ich vor ein paar Monaten, also das wird schon eine große Challenge für mich. Aber ich freu mich riesig darauf, hab unendlich viele Blasenpflaster eingepackt und bin gespannt, wie ich auf dem Weg zurechtkomme.
Und Ende September geht’s dann mit der lieben Alina, die im Laufe der letzten Monate eine gute Freundin von mir geworden ist, noch für ein paar Tage nach Edinburgh und Schottland generell. Danach gibt’s erstmal Reisepause, weil Uni und einige Projekte anstehen.
Und dann? Dann geht’s wahrscheinlich einmal für längere Zeit weg. Für wie lange, weiß ich nicht. Wohin, weiß ich nicht. Wird’s mir gefallen? Weiß ich nicht. Ich glaub aber, dass das ein ganz wichtiger Schritt für mich sein wird, in Bezug auf Selbstverwirklichung und Erwachsen werden. Außerdem will ich nicht in zehn Jahren an meine Jugendzeit zurückdenken, mit dem Wissen, eine Chance verpasst zu haben und einen Traum, den ich schon lange hatte, nicht gelebt zu haben.
10 Kommentare
Ich wünsche dir ganz viel Spaß und eine tolle Zeit! Ich kenne das momentan auch – aber bei mir ist das Problem, dass ich einfach viel mehr ich selbst bin wenn ich unterwegs bin. Zuhause falle ich in so ein Loch, komme schwer wieder raus und wenn ich unterwegs bin und Dinge entdecken kann dann passiert das einfach nicht, dann geht es mir besser!
Genieß deine Wanderung, ich verfolge alles über Instagram und drücke dir die Daumen, dass es toll wird <3
Liebst,
Alena
lookslikeperfect.net
Diesen Drang kenne ich leider auch. Ich hoffe das Wandern macht dir den Kopf frei und du genießt die Zeit mit vollen Zügen.:)
Manchmal ist sowas besser als alles andere.
Liebe Grüße
Christin Sophie
Im letzten Jahr hatte ich auch so eine Phase, bei der es mich einfach nicht zu Hause gehalten hat. Auch wenn dort all meine Lieben sind, aber der Wunsch etwas von der Welt zu erkunden war einfach riesig groß. Ich finde es auch sehr schön, wenn man seinen Wünschen und Träumen nachgeht und ich kann dich total verstehen, wenn du einfach “mal weg möchtest”. Deine Aussage, dass du sonst glaubst etwas verpassen zu gönnen, kann ich auch total nachvollziehen. Gerade wenn man jung ist, sollte man die Chance nutzen so viel wie möglich zu erleben. Man muss sich schließlich auch immer die Frage stellen, wie lange man sich das vielleicht noch erlauben kann und wie lange man noch die Möglichkeit dazu hat. Sobald man erst einmal in seinem Beruf steckt, vielleicht eine Familie gründen möchte, dann hat man vielleicht auch nicht mehr so viel Zeit dazu.
So ein längerer Auslandsaufenthalt ist auf jeden Fall aufregend und es ist schon etwas anderes, als ein Urlaub. Schließlich verlässt man seine Liebsten für einen längeren Zeitraum. Doch die Erfahrungen & Erinnerungen, die man dabei sammeln kann, die bringen einen auch ein ganzes Stück in seinem Leben weiter. Ich finde es auf jeden Fall super, dass du den Mut zu so etwas hast.
Und jetzt wünsche ich dir einfach ganz viel Spaß auf deiner Reise.
Liebe Grüße
Kathleen
Liebe Angie,
Dein Beizrag ist so schön und ich kann mich darin einfach zu 100% wiederfinden und weis genau wie es dir geht. Lass alles auf dich zu lommen genieß den Moment und alles wird so kommen wie es soll, ich wünsche dir 6 herrliche Tage mit deiner kleinen maus :)
Liebe Angie,
ich denke, es ist ganz normal, dass einen irgendwann die Wanderlust packt. Diesen Wunsch, mehr von der Welt sehen zu wollen, weil die Fesseln gesprengt sind, weil man endlich einmal das Leben so richtig nach den eigenen Wünschen gestalten kann – das ist schon etwas Wunderbares und etwas, das ich im Moment total nachvollziehen kann.
Mich zieht es auch in die Ferne – obwohl ich projekttechnisch im Moment noch an meine Homebase gebunden bin, plane ich im Geiste schon Trips an die Ostsee, in den Schwarzwald, in die Schweiz, nach Langeoog, Irland, Island, in die Toskana…Nunja. :D
Es ist schön, Pläne zu haben – und noch schöner ist es, die Welt kennenzulernen. Denn damit lernt man auch immer ein bisschen sich selbst kennen.
Hab’ tolle Zeiten während der Wanderlust-Umsetzung!
Liebe Grüße
Jenni
Liebe Angie,
ich wünsche dir ganz viel Spaß bei deinen nächsten Reisen! Hoffentlich gewinnst du ganz viele, wunderschöne Eindrücke :)
Für die Zeit nach deinem Studium kann ich dir nur raten: Geh auf jeden Fall eine Zeit lang ins Ausland, so wie du es auch vor hast. Am Besten wirklich mal ganz wo anders hin, also z.B. London oder Amsterdam, wenn du die Möglichkeit hast. Ich bin inzwischen 27 Jahre alt und bereue es so so sehr, dass ich zwischen Schulabschluss und Ausbildung keine Gelegenheit beim Schopf ergriffen habe, um ein paar Monate im Ausland zu verbringen. Daher empfehle ich jedem, die Chance zu nutzen. Ich bin sehr gespannt darau, zu lesen, wohin es dich verschlägt :) Ich wünsche dir für die Zukunft von Herzen alles Liebe!
Viele Grüße
Stephanie
Ich versteh so gut was du meinst.
Hab nach der Matura sofort zu studieren begonnen und bin auch nächstes Jahr fertig. Immer wieder kommen die Gedanken, ob ich danach reisen sollte. Ich wäre auch alleine und das macht mir große Angst. Nur bin ich mir sicher, dass ich es bereuen würde, wenn ich nicht gehe..
Ganz viel Spaß auf deiner Wanderung und danach in Schottland :)
Liebe Grüße Magda
Ich hoffe du kannst ganz viele Erfahrungen sammeln! Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Ich hatte auch sehr lange den Drang wegzumüssen und hab dem auch nachgegeben. Es scheint, als hätte ich erst jetzt mit 31 die Stadt gefunden, die mich zum bleiben überreden kann. Viel Spaß!
Liebe Angie
Ich bin normalerweise eine eher ruhige Blogleserin, doch dieser Blogpost hat mich regelrecht umgehauen. Ich stehe gerade vor meinem Auslandsemester, etwas was ich schon immer machen wollte und trotzdem habe ich im Moment einen unheimlichen Respekt davor. Und obwohl es von der Distanz her gesehen nur einen Katzensprung ist (von der Schweiz nach Österreich) und ich schon viel weiter weg von zuhause war, machen mich genau diese Punkte mit den Freunden, der Familie und dem ganzen Gefühl von zuhause sein sehr unsicher. Du schreibst mir also regelrecht aus dem Herzen… Vielen Dank dafür und für all die unzähligen fantastischen Blogposts die ich immer von dir lesen darf!
Liebe Angie,
dieser Drang, aus der gewohnten Umgebung rauszukommen klingt einfach danach, dass du sehr abenteuerlustig bist und hat denke ich nichts damit zu tun, dass du deinen Verpflichtungen aus dem Weg gehst. Ich bin auch der Meinung, dass man gerade in jungen Jahren sehr vom Reisen profitiert, weil man dabei immer wieder neues entdecken und sich selbst weiterentwickelen kann. Für deine Wanderung und die Schottlandreise wünsche ich dir, dass du die Zeit in vollen Zügen genießen kannst.
Beste Grüße,
Jacqueline